Ich möchte heute mal mit der Listung von Seiten beginnen, auf die ich ab und an treffe, und die mir irgendwie seltsam erscheinen.
Als erstes Beispiel möchte ich die im Titel angegebene Seite
http://www.äol.de anführen.
Das Seltsame an dieser Seite ist nicht der Umlaut im Domainnamen, denn seit dem 1. März 2004 können deutsche Domains ( .de) neben den bisherigen 26 lateinischen Buchstaben, zehn Ziffern und dem Bindestrich auch die Umlaute ä, ö, ü und 89 weitere lateinische Buchstaben enthalten. Eine
Übersicht zu allen verwendbaren neuen Buchstaben dieser sog.
IDN ( Internationalized Domain Name ) und weitergehende Informationen (
IDN-FAQs) findet user auf den Seiten der
DENIC, der deutschen Registrierungsstelle für .de-Domains.
Registrierungsstelle hört sich so an, als würde man dort Domains registrieren können, aber der Begriff ist eigentlich etwas irreführend. In der Praxis sieht es so aus, dass eine .de-Domain bei einem ISP (Internet Service Provider) registriert wird, und dieser leitet dann die Registrierung an die zentrale DENIC weiter. Aber auch darüber informiert user sich am besten auf den
entsprechenden Seiten der DENIC ;D
Den meisten Usern ist die
DENIC auch weniger durch weitere Angebote wie z.B. die Statistiken zu bislang registrierten .de-Domains bekannt, die sich langsam aber stetig der 1o-Millionen-Marke nähern ( mein Tip : der 1. August 2006 ;D), sondern durch die
Domainabfrage/WhoIs, mit der user feststellen kann, auf welche Person welche .de-Domain wann registriert wurde.
Womit wir wieder zum Thema kämen : der Domain "
äol.de".
Wer schon versucht hat, diese Domain aufzurufen, erhält im Internet Explorer die berühmte "Die Seite kann nicht angezeigt werden"-Meldung. Wird die Domain aber über den Firefox aufgerufen, passiert etwas Seltsames : die Adresse
http://www.äol.de ändert sich in
http://www.xn--ol-uia.de. Warum, war mir auch erst nicht ganz klar; so einen Domainnamen hatte ich tatsächlich noch nie zuvor gesehen. Aber auch hier helfen die
FAQ zu den neuen IDN weiter. Und wer versuchen sollte, über die WhoIs-Abfrage den Domaininhaber von
http://www.xn--ol-uia.de herauszufinden ( Achtung : eingegeben wird immer nur der Domainname selbst, also hier : "xn--ol-uia"), wird die folgende Fehlermeldung auch erst verstehen, wenn die Bedeutung eines
ACE-Strings (für ASCII Compatible Encoding) klar geworden ist.
Aber diese ganze Geschichte mit den IDN habe ich mir auch in der letzten Stunde selbst aneignen müssen, um den obigen Abschnitt schreiben zu können - wofür bloggen doch gut sein kann ;D
Weiter gehts. Wer mir bis hierhin gefolgt ist, wird schon festgestellt haben, dass wir unter
www.äol.de bzw.
http://www.xn--ol-uia.de auf einer Seite gelandet sind, die sich offenbar mit medizinischen Dingen beschäftigt : das
Doctor.Net ist kaum zu übersehen.
Wie bin ich nun überhaupt auf dieser Seite gelandet, werden sich manche fragen ? Vielleicht fragt sich das aber auch niemand - ist mir egal, ich erzähle trotzdem weiter, denn das eigentlich Seltsame kommt ja noch ;D
Nun, die Antwort ist einfach : ich habe gegoogelt, und dann auf einen Link in der Ergebnisliste geklickt, und dann wurde diese Seite aufgerufen.
Gesucht hatte ich nach
zwei Namen, die ich in einem Buch aus dem berühmten "
Bücherfund zu Hamburg" fand : dem Namen des Autors, "
Peter Bamm", und dem Namen einer Widmung in dem Buch, einem "
prof. Dr. med. Ulrich Sigwart" ( das Buch selbst heisst "
Am Rande der Schöpfung" ).
Leider, wie das so oft der Fall ist, gehören der Sigwart, den ich dort fand, und der Peter Bamm nicht zu meiner eigentlichen Suche, die darauf abzielte, einen möglichen Zusammenhang zwischen den beiden Obengenannten zu finden.
Allerdings stiess ich bei einer weiteren Suche nach dem auf der Seite erwähnten Philosophen
Christoph Sigwart aus Tübingen (1830-1904) u.a. auf so interessante Stichworte wie
Hermeneutik,
Glück, und das
Paradoxon des Eudämonismus, aber auch auf einen Schüler Christoph Sigwarts,
Ernst Meumann, dessen Sammlung wissenschaftlicher Bücher nach seinem Tode 1915 dem Philosophischen Seminar
vermacht wurde und 1919 in die Bibliothek der neu gegründeten Universität Hamburg einging.
Und schon wieder abgeschweift, sorry ..
Bei
www.äol.de waren wir, bzw.
www.xn--ol-uia.de, bzw.
www.doctornet.de - alles dasselbe.. oder auch
www.doctornet.at,
www.wikimedica.de,
www.Aerzte-Netz.de,
www.Patienten-Netz.de und wasweissichnichnochalles .. auf der Seite findet man ja ne Menge Domains, die aber alle auf dieselben Seiten und Inhalte verweisen.
Seltsam finde ich an dieser Seite, für die ich im folgenden den Domainnamen "
Doctornet.de" benutze, den Inhalt.
Kurz gesagt : alles völlig pseudo.
Die Inhalte in der Mitte der Seite sind i.d.R. aus Wikipedia kopiert, wohl um damit user aus Suchmaschinen abzugreifen und auf das eigentliche Angebot der Seite selbst und das sie durchsetzende und umgebende Werbegerüst aufmerksam zu machen. Die verschiedenen Domains dienen wahrscheinlich dem Zweck, die User auch nach einem ersten und zweiten und dritten Fang wieder auf diese Seite kommen zu lassen. Die Links im obigen Menu und in der linken Sidebar führen in einem neuen Fenster wieder auf eine ähnliche Seite, anders ist dann eigentlich nur das Stichwort für die kopierten Inhalt im mittleren Bereich, sowie die dazwischen und drumherum arrangierte Werbung. Und
Werbung ist hier wohl das eigentliche Stichwort.
"Werbung ist sinnvoll und notwendig, damit wir unsere unabhängige & sichere Kommunikationsplattform für Patienten, Angehörige und Behandler weiterhin
kostenfrei anbieten können."
heisst es jeweils irgendwo ganz klein in der rechten Sidebar.
Ich weiss echt nicht, ob der dann irgendwo in der Mitte weiter unten zwischen der ganzen Werbung auf JEDER Seite angegebene
"wichtige Hinweis: Diese Seite dient ausschliesslich privaten und nicht-kommerziellen Interessen. Eine geschäftliche Nutzung findet nicht statt und ist den Nutzern gleichwohl untersagt."
blanker Hohn oder reine Verarschung ist.
Aber was ist denn nun DoctorNet.de ?
Ich hab mir mal eine Druckversion, d.h. Werbebanner-, -tabellen-, -Pop-Up- und AdLinkfreie
Seite dazu gegönnt, in der es eingangs heisst :
" DoctorNet.de ist ein wissenschaftliches Pilotprojekt zur Verbesserung der integrierten Versorgung auf der Basis von internetgestützten Patientengruppen in Kooperation mit Kliniken, Praxen, den Universitätskliniken München (LMU - Kompetenznetz Depression) und Erlangen (FAU - Kompetenznetz Demenzen) sowie Stiftungen, Beratungs- und Selbsthilfezentren. DoctorNet.de stellt Ärzten, Kliniken und Selbsthilfe-Organisationen sowie anderen Institutionen im Gesundheitswesen einen Online-Service zur Verfügung, der eine sichere und einfach zu bedienende Kommunikation, Termin- und Ressourcenmanagement bis hin zum Case-Management ermöglicht."
Soso .. weiter :
"und wer trägt die Kosten? - Der DoctorNet-Verein
Da die Patienten auch dem System gegenüber anonym sind, können natürlich keine Kosten erhoben werden - Das System steht ihnen grundsätzlich kostenfrei zur Verfügung. Für die Erhaltung der Infrastruktur sorgen die Vernetzung der Teilnehmer und ggf. lokale Selbsthilfevereine der Patienten. Da in der Pilotphase erfreulicherweise die techn. Mittel zum Betrieb des Systems äusserst gering gehalten wurden, konnte in der derzeitigen Aufbauphase auf eine Anschub- oder Fremdfinanzierung vollständig verzichtet werden, was die Unabhängigkeit des Systems garantiert. "
Aber :
"So funktioniert DoctorNet ..
Für Ärzte, Therapeuten, Beratungsstellen, Pflegedienste ... Sie melden sich per Fax als Mitglied beim Verein DoctorNet e.r.V. an (Quartalsbeitrag 60 Euro regulär, ermässigt 5 Euro/Monat für Beratungs -stellen, Klinikärzte, Selbsthilfezentren etc. - Eine kostenlose Schnuppermitgliedschaft ist bei eingeschränktem Ressourcenverbrauch auf Anfrage möglich - Ärztenetze, Selbsthilfeorganisationen und gemeinnützige Vereine erhalten auf Antrag Ermässigung)."
Eigentlich hab ich nur eine werbefreie Seite gefunden : Den
Mitgliedsantrag für den DoctorNet e.r.V.Nun noch die Frage : wer macht DoctorNet ?
Zwei ehemalige Assistenzärzte der
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der
Friedrich Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Martin Schlabeck und Dr. B. Khalife, bzw. der
Verein DoctorNet e.v.R. -
Selbstdarstellung----
So .. nu is aber genug. Das Problem ist leider, dass es solche Seiten immer mehr und immer öfter gibt, vor allem Kopien von Wikipedia und Kopien von Wikipedia-Kopien. Wenn diese Kopierer wenigstens die Links mitnehmen würden, aber nein .. Falls ich irgendwann mal rausfinden sollte, wie solche Kopien erstellt werden können, am besten noch automatisiert, werde ich mein eigenes Internet aufmachen - auf jeden. Und dann noch diese ganzen Auto-Spam-Blogs ..
Ich mein, ich komm damit ja eigentlich noch klar - 10 Jahre Weberfahrung lassen user trotzdem noch das finden, was gesucht wird .. aber was macht jemand ohne Erfahrung ? Der oder die müssen doch irgendwann gar keinen Bock mehr aufs Netz haben .. oder sich denken, das sei eben alles so ..
Ich glaub, ich gründe einen Verein mit einem Angebot á la
Google Answers, natürlich mit geringeren Preisen, Minimalbeträgen aka Micropayment, so wie bei den Peanuts, wo Lucy für Psychologische Beratung 10 Cents nimmt .. irgendwelche webkundigen ALG II-Empfänger hier, die Lust haben, mitzumachen, wieder aus dem Sumpf herauszukommen und sich selbst und der Menschheit etwas Gutes zu tun ? Dann bitte bei mir melden !
PS: Weil ich nicht mehr genau wusste, wieviel Lucy nun genau für die Psychologische Beratung nahm, hab ich noch mal schnell gegoogelt .. und
wo lande ich ? Ich könnte kotzen.
