internetfuzzi

Neulich an der Bar : - "Was macht denn dieser Internetfuzzi eigentlich so den ganzen Tag ?" - "Steht doch in seinem Blog, such mal nach "Internetfuzzi" bei Google .."

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Mittwoch, September 14, 2005

One Man. A world of Conflict.

Nein nein, diesmal gehts nicht um George W. Bush Junior, sondern um einen Mann namens Kevin Sites.

Internet TV ging ja mit vielen anderen Visionen schon im Jahr 2000 wieder unter, als es eigentlich gerade richtig hätte losgehen können. Und dann kam lange Zeit nichts Erwähnenswertes zu dem Thema.

Einen ersten neuen Schritt in Richtung Internetfernsehen unternimmt nun Yahoo.

Während es in anderen Ländern hilft, gegen Journalisten vorzugehen, die "Staatsgeheimnisse" verraten, präsentiert Yahoo ab Ende September 2005 mit dem Projekt Kevin Sites in the Hot Zone das interaktivierte multimediale Blog eines, tja, Journalisten.

Wie Frank Patalong schon vorgestern in SPIEGEL ONLINE berichtete, schlug Kevin Sites, "wohletablierter Kameramann und Berichterstatter aus einer ganzen Reihe von Kriegen", Yahoo im März diesen Jahres vor, ein Jahr lang bloggend, filmend, podcastend und fotografierend von den Kriegsschauplätzen der Welt zu berichten. Und zwar von allen, und das sind laut dem International Institute for Strategic Studies (IISS) in London derzeit um die 50.
Einige unbedeutendere Auseinandersetzungen wie jene in Griechenland, Peru oder Mexiko fallen weg, weil ruhend, andere wie in Spanien oder Zypern sind wohl nicht exotisch genug, und so verbleiben 36, also etwa "drei Kriege pro Monat, sozusagen", die Kevin Sites abzuarbeiten hat. Und das Arbeitspensum ist enorm :

Patalong weiter :

"Einen Artikel mit 600 bis 800 Wörtern soll Sites täglich liefern, dazu eine "Diashow" mit fünf bis zehn exklusiven Bildern. Das Audioblog gehört natürlich auch dazu, und als Sahnehäubchen Film-Schnappschüsse und -eindrücke, die das wahre Mittendrin-Gefühl vermitteln sollen. Einmal wöchentlich gibt es dazu dann noch einen redaktionell bearbeiteten Feature-Beitrag in Filmform. Zu Sites kommunikativen Pflichten gehören dann noch die Pflege des Tätigkeits-Tagebuches, Beiträge im - so hofft Yahoo - lebendigen Forum der Webseite sowie gelegentliche Chats mit den Nutzern. Langeweile dürfte da wohl kaum aufkommen, weder bei Mr. Sites noch bei seinen Lesern-Hörern-Zuschauern."

Naja, mehr liest user am besten dann auch auf der Spiegel-Seite - solang sie noch kostenlos verfügbar ist.


Ach ja : interessant vielleicht noch, welche Anforderungen Yahoo an die Kriegsschauplätze stellt :

Was sind die "Hot Zones"?

Wir wenden die Standards des internationalen Instituts für Strategische Studien in London an, das diese Konflikte rund um die Welt überwacht. Das Institut ist regierungsunabhängig und eine führende Authorität auf dem Gebiet politisch-militärischer Konflikte.

Es definiert bewaffnete Auseinandersetzungen wie folgt :

1. "Internationale bewaffnete Grenzen und territoriale Konflikte unter Einbeziehung von Regierungen."
2. "Interne bewaffnete Konflikte, die zwischen Regierungskräften und organisierten Gruppen, welche control sufficient territory to sustain concerted military operations."

To this we've added our own criteria:
1. The conflict must have been active within the past three months.
2. We will cover issues relating to terrorism and the war on terror. We will not focus on acts of terrorism, which are random and borderless.
3. We will make exceptions if a location does not fit these criteria but we feel it important to highlight the conflict-related issues it has experienced.

Scheduled Conflict Coverage

Afghanistan, Chechnya, Colombia, Democratic Republic of the Congo, Indonesia, Iraq, Israel/Palestinian Territories, Kashmir, Korean peninsula, Nepal, The Philippines, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Uganda

"Hot Zone Watch List"

Algeria, Angola, Burundi, Chad, Haiti, Iran, Ivory Coast, Lebanon, Liberia, Myanmar (Burma), Nigeria, Peru, Sri Lanka, Syria, Thailand, Uzbekistan, Zimbabwe

( Frei übersetzt vom Englischfuzzi )


Die obige Liste wurde mit Hilfe der Armed Conflict Database des unabhängigen IISS zusammengestellt, die eine "interactive and user-friendly source of information on 70 armed conflicts" liefert. Hört sich irgendwie krass an, darum hab ich es mal eben noch so erwähnt.

Apropos erwähnt : Schon gelesen, wie hier in Deutschland gegen Journalisten vorgegangen wird, die Staatsgeheimnisse verraten ? In Potsdam durchsuchte die Staatsanwalt am Montag die Redaktion des Politik-Magazins Cicero und die Privatwohnung eines Redakteurs in Berlin.
Anlass der Aktion sei die Suche nach der Quelle für einen Artikel über den jordanischen El-Kaida-Terroristenführer Abu Mussab al-Sarkawi gewesen, den Cicero im April diesen Jahres veröffentlichte. Der im April erschienene Bericht zitierte zu großen Teilen aus einem internen Bericht des BKA mit der Klassifizierung "VS - nur für den Dienstgebraucht. Nicht gerichtsverwertbar - nur für die Handakte".

Diesmal war Yahoo allerdings nicht beteiligt, jedenfalls nicht dass ich wüsste.